Paul Krieger

Tex und Sprache

AFRIKA & HIMBEEREIS

Afrika - der Titel. Das sind Gedichte aus einer dunklen Zeit, sehr düster und nahe an der Ewigkeit. Afrika eben. Zu heiß zum Erfrieren, doch die Sonne war - fast - immer da.

Wie schön Schwarz glänzen kann.

Ich werde hier die meisten der Gedichte zum Lesen freigeben - wer kauft schon Gedichte? Mir ist lieber, sie werden gelesen.

Sie werden auch demnächst als kleiner Gedichtband erhältlich sein.

Bitte denkt daran: Die Gedichte sind copyright geschützt. Also postet keines davon, weil es euch aus diesem oder jenem Grund gefällt. Fragt hier beim Autoren an, wenn ihr so etwas vorhaben solltet. Danke.










HOFFNUNG AUFS EIS

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Wir verstehen uns bestens wenn
die Sonne am Sternenhimmel steht
und der Mond noch nichts vom
Untergehen weiß

Möchtest du ein Stück Kuchen
fragte sie oder ein Himbeereis?

Über den Wolken sollst du allein
meine Heimat sein Wird der
Kuchen alt und bricht und brökelt
führt uns die Spur zurück zum Eis


Afrika denn die Liebe ist kein Tier für eine Nacht

Noch schien die Sonne in diesem Land ein
Grund zu bleiben und wir wanderten weit
über goldne Felder und wagten uns
weiter hinaus in die freie Natur
wo einer uns entgegen kam doch
lachend ließen wir den Mann seinen Witz
nicht bis ans Ende erfragen und wir
trollten uns weiter bis plötzlich unsren
Schritt des Löwen Brüllen aus tiefster Qual
zerriß und erschrocken starrten wir in
des andern Augen und du und ich wir
dachten beide eines - die Pein drang
uns durch Mark und Bein und wir hasteten
mit den entsetzten Ausflüglern zurück

Zuerst war ich schneller Dann dachte ich
zitternd an dich und voll Scham hielt ich
keuchend deinen Schritt und als wir die
ersten Häuser blickten entschieden wir
uns kopflos für die engen Straßen wo
an brökelnden Fassaden das Gebrüll
sich waidwund brach Wir aber fühlten
uns jetzt sicher vor den hohen Häusern

Viel später erst dachten wir an jenen
Menschen dessen Wunde nicht einmal die
Finger zuzuhalten vermochten und
der den eiternden Krebs den Gestank dort aus
seinem eignen Leib nun nicht mehr ertrug
drum sich draußen zu verstecken suchte


7/4/88 - 20-MINUTENLIEBE IM STRASSENCAFE

Liebste! Haben wir uns nicht geliebt?
Tief bin ich in dich gedrungen
tief hast du mich empfunden dort
in den ersten warmen Strahlen im
Freien unterm klaren blauen Licht

Fragst du nach Beweisen? Aber sag
was schien da nur durch dein Lächeln
als das Mädchen das Kaffee servieren
sollte sich endlich bei den Tischen
sehen ließ was sagten meine Augen

deinen da denn wohl? Leichtgefallen
war mir nicht mich zu erheben ohne
Gruß gar obendrein Ganz sicher zu Liebe

nicht zu Reue war ich fest entschlossen.















Unbekanntes Lächeln am Straßenrand

In deinen Augen
lauert der Sommer
In deinem Herzen
wartet die Nacht
Ich - bin
der Hecht
Schnappe


Herz

In meinem Herzen
geht es wild und
ziellos zu

Ein stetes Kommen und Gehen

lässt die Zügel schleifen
und wahllos in die Irre gehn

Niemand da der das
Ding voll Wahrheit will?





DER TAG AN DEM MARTIN WALSER IN ROM

Es ist erst Dienstag und schon wieder liegt
die Welt mit sich in Streit Da wird sich
verleugnet an Geschäftstelefonen
In den Korridoren wird gestritten

Auf den Straßen weiß man die Uhrzeit nicht
torkelnd schafft sich mancher listig auf die
Seite gegenüber In den Zügen
wird sich geschlagen und nebendran -

wird nicht geliebt die Droge ist's die's zu
beruhigen im Körper der Liebsten
gilt Betreten blickt man fort von dort

Eine Hure lädt den Fremden arglos ein
zu sich ins Heim doch der traut keinem
Lächeln schlägt das Angebot dort aus

Vom armen Hund


Nichts zu beißen Aber
wenn ihm der Geruch
in die Nase steigt

vergisst er jeden Hunger und
säuft sich satt
am eigenen Gesabber



TIEFKÜHLFACH

 

Im Brummen des
Kühlschranks mich
auf ewig verlieren
Wär das kein Ziel?

So ganz in Weiß
und für immer
taufrisch konserviert


Ideale Beziehung


Die Wildfremde die  gefällt
anquatschen
auf Teufelkommraus

Zum Wechseln eines Wortes
bewegen und
es dann  dabei belassen




NO NAME PRODUCT - DIE WEISSEN

 

Aufgerissen
angeschleckt
ausgeschlürft
ausgesoffen
und leer

Besser
weggeworfen
dann das
unbeschriftete
Ding

Kleiner Mann was nun?

 

Nicht mehr angehimmelt
angebetet und ein anderer
der ihr im Kopf umgeht

Wo ist sie geblieben
diese Selbstsicherheit
sowie dein Schlaf?

Nach der Nachricht

Der Hund hat Krebs
Die letzten Tage
gemeinsam


VERHINDERTER SUIZIDIST


Das Wasser zu nass
Die Hölle zu heiß
Ich kauf mir  lieber ein Himbeereis




NACH EINEM NEUEN LÄCHELN


Sehnsucht fraß sich fett im Kopf
und verdaute nachts

Da stand er auf blickte hoch
zum Himmel dann hin zum Meer
und trieb dem Morgen entgegen

Wie Eis in der Sonne
schmolz tags darauf
die Hoffnung auf der Hand




Mär vom letzten Bus

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Einfach der Laune nachgehangen
nicht gegangen und der Lust
ein wenig eins gefächert

Selbst hin auf die Gefahr
Nachtstunden da den letzten
Anschluss verpasst
zu Fuß zu verbringen
den schneidend kalten Wind
im Rücken und im Hemd

Verwunderung.... oder immer?
Selbst in diesen
leergelaufnen Stunden
wird hier noch verkehrt






GENOSSEN UND DAHINGEGEBEN

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Ein unheimlich guter Geruch
ging da gerad an mir vorbei

Zitrone Mandel + Spekulatius
frisch gebacken noch warm
und dampfend der Teig in der
abendlichen Sommerstadt

Tief saug ich an der köstlich
wilden Luft bevor beschwingt
ein Windhauch sie davongeweht



AUGENBLICKE

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Schillernd funkelnd
brodelnd ein Stück
Ewigkeit steigt aus
unergründlicher Tiefe
taut verheißungsvoll
die Angst davon

So eng jedoch plötzlich
der Blick und seltsam
vertraut das Schnüren
im Brustkorb

Heizt selbst im Paradies
Der Ofen nicht so recht?
Fragt eine Stimme
unentwegt hustend











0.41:  EINGELADEN

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Suche Milch und Zucker
für meinen Kaffee Schwarz
soll er sein dort vor Ort

Will kein Fremder in deinem
Bett sein wenn ich da verkehre
Dreimal denke ich wie es wohl
zu erreichen sei am Morgen
aufrecht von dir dort zu gehn

Suche Milch und Zucker
für meinen Kaffee Bitter
will ich nicht von dir gehn.



CHEMIE

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Möcht mich in deiner Chemie                      

verlieren für eine ganze
lange Nacht Möcht deiner
Wärme um mich nachspüren

Du da
den Wunsch hast du entfacht

Für eine letzte lange Nacht
möcht ich in dir verglühn





MONDO CANNIBALE

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In den rosaroten Tälern
deiner Nikotin zer-
nagten Angst schlürf
ich schmatzend
mich entlang

Dorthin stieg ich nieder
lach befreit und laut nun
da bemerkt dass gemeinsam
gut verdaut und ein weitrer Tag
uns wurde gerad gewährt


TROST

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Letzte Nacht                

unterm vollem Mond
hab ich Gott mein
Leid geklagt


Worauf der sich
am Ohr kratzte
und mich dann
fest umarmte













WAS WIR WIRKLICH WOLLEN

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Wenn sich dort

der Abend
kurz und bündig
vor den hohen
Himmel klebt

für drei Minuten
rot den Streifen
Licht uns lässt

wird hocherfreut
hineingestürzt
und ausgelebt

Wisse: Was wir
wirklich wollen
wird wohl wahr

 

 

BAYERIN IN DISCO OHNE NAMEN

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Die schönste Frau von Bayern
nehm ich mit mir zu mir nach Haus
Pack sie fest in meinen Kopf
und lass sie nicht mehr raus

Ich leb mit ihr die Sonne aus
sowie den schlimmsten Regen
Wenn's mal zu arg herunterkommt
wird sie schon 3 Pfund Wärme geben








GEWONNEN ODER WAS SAGT IHR BLICK?

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Sie schaut mich böse an

während ich sie weiterhin
durch ein feines Lächeln
zu erobern suche

Das aber wandelt grat droht
abzustürzen unter ihrem
Blick der unverändert
kalt mir scheinen will

Nicht so böse murmle ich
kaum hörbar da aber öffnet
sie bereits die Lippen und
spricht mich an

Die wichtigsten Seiten fehlen
sagt sie zu mir und deutet lächelnd
auf die Zeitung auf ihrem Schoß


 

VON SOMMERN UND SCHWIMMERINNEN

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Komm! du meine Göttin heut mein
Herz gefasst komm wir schwimmen
einfach nach Amerika ja? und
lass uns so tun als wüssten wir
tatsächlich nicht wo ein jedes
Leuchten doch erlischt

Ja? Komm komm! Ich jedenfalls
bin auf der Stelle bereit den Grund
unter meinen Füßen zu verlieren
und leichten Herzens
versinke ich glühend gern
dort in den blauen Fluten

Wo frag ich dich könnte hier wohl
eine Welle zu kalt für uns sein?

 










GRATWANDERUNG - EIN FREMDES BETT

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So steigen wir auf und wenn am Gipfel

angelangt froh die Sonne geschaut weil
die ein wenig näher scheint und sodann
wieder bergab und unten angelangt

Zerschlagen und mächtig entkräftet
aber froh da frei Nachts im eignen
Bett irgendwo zwischen spastischem
Zucken und ungeschnittnem Zelluloid

tobt im Kopf die Frage warum denn nicht
in den Nächten allein dort oben am
Berg Zuflucht vor Sturm und Eis gesucht

nicht in seinen Bauch gekrochen und aus
seinem Schnee ein Haus das schützt erbaut
wie's die Natur uns doch eingegeben?


UNSER TÄGLICH BROT

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Unser täglich Fleisch

gib uns heute
eine zärtliche Hand und
einen warmen Mund

auf dass wir
satt zu Bette
gehn





ORGASMUS

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Sie lächelt blöde
Er wird wütend

Sie lächelt blöder
Sein Zorn nimmt zu

Sie jauchzt

Er vergräbt den Kopf
um nichts zu hören


DEM MENSCHEN NAH

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So ausgehungert nach
einem Lächeln dass
gleich am erstbesten
fest verbissen



REINGEFALLEN

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Warum da
nicht das Gefühl
zu existieren
bin ich
dir nah

sondern einzig
dass ich vegetiere?

SELBST IM SÜDEN

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Als die Sonne heute morgen
kleinlaut den Wolken
das Feld überließ und
ohne Widerrede den Wind
die Luft zu Eiskristallen
mahlen ließ wurd es
endlich eingestanden

Draußen klebt es nun kalt
und schwarz vorm Himmel

Die Jacken sind fest verschlossen
die Mützen tief ins Gesicht
gedrückt und keiner kommt
der fragt wie weit es noch
zum Sommer ist





ALL-TAG

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Wir haben die Liebe
nicht geträumt wir
sind wahrhaftig zu
den Sternen geflogen
was man daran sieht
dass uns unvermutet
der Sprit ausging

So ließen wir uns treiben -
doch ohne Energie klappte
die Steuerung nicht mehr
so recht und einer von uns
landete auf einem fremden
Stern während der andere
hilflos im All hinglitt


Fragezeichen

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Mehr als du denkst
ist ruiniert
Lang tagt Totalität
dem Tag entgegen

Dann schlafen wir
erschöpft bis
zum Wiedersehen

und geben
dem Himmel
seine Chance
am Morgen



BEISSEN ODER SCHLAFEN

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Es ist nie zu spät

sagtest du
dachten wir

Bang

wandern wir
dem neuen Tag
entgegen

KURIERTE LUSTSEUCHE

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Sie ist von mir gegangen
Wie ein böser Traum
ist sie davon geflogen

Bin erleichtert

Reine Luft zu atmen
fällt am Morgen schwer





VERGEBLICHE FLUCHT

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Keiner da zwischen uns
und dem dort oben

Und mit den Gedanken
ist nicht klarzukommen

Sucht folglich
gemeinsam zu
vergessen

          .      .    


SEHNSUCHT

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Immer mal wieder
lodert sie hoch
und heilig auf
weil da so ein
wundersamer
Windstoß
weht

Fällt
dann doch
sogleich zurück
in die Glut die
zum Selbstverzehr
einzig dort in
ihrem ausgeglühten Rot
hin zu ihrem Ende glimmt




TERMINI:ABFAHRT METRO

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Lehnt denn da nicht Anna

an der Tür der Frontpartie
die ich verließ weil sie mich
so liebte? Und da vorne
auf der roten Plastikbank
sucht sinnend Veras Hand
im braunen Haar nach Zeit
und großen Gefühlen? Und
schwarz brodelt Lust und Ja
aus großen Augen - Diana
die sich entzog bevor sie zugesagt?

Die Sehkraft läßt nach und kalt klebt die Wut
von Schweiß befreit Abfahrt Zischend
fahren die Türen zu und sanften Drucks
dreht es um 90 Grad dort mich wo ich
mich grade halte Ein Achselzucken
spüre ich und blicke dort zu Boden



SCHLÜSSELTAUSCH

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Die alten Schlüssel entferne ich vom
rostbefleckten Schlüsselbund sowie die
Ränder unter meinen Fingernägeln
mit einer abgeschabten Feile gleich

Bis auf zwei Kofferschlüssel trag ich den
Bund für eine ganze Weile in der
Hosentasche nun leer mit mir herum
unter Palmen und dem blauem Himmel

Verwundert stell ich seiner Leichtigkeit
in meinen Kleidern nach weil kein Bart
am zerschlissnen Futter reibt noch scheuert

Neue Schlüssel zieh ich dann auf und wäge
Form und Größe Grundverschieden sind
sie nicht - leichter scheint wohl ihr Gewicht







VOM GLÜCK AUF DER ANDEREN STRASSENSEITE

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Denk ich an dich seh ich ein Fragezeichen
Hinter dunklen Fenstern späh ich nach dir
Ein Tag ohne dich dort gegenüber
ist trostlos wie ein leergelaufnes Meer

Wasser und Sonne das bist du mir und
nie werd ich das Sonnendeck vergessen
und deine braune feste Haut und die
Unbekümmertheit mit der du den Kopf
voraus in den kalten See gesprungen

Wir alle drei und auch dabei dein Mann
bewunderten deinen Mund und lachten
als du mit  Tüchern hin zum Ufer schwammst

Goldner Sand rann durch deine Finger
den der Wind niemals uns rauben kann


 

 
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