Paul Krieger

Tex und Sprache

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25.03.2018

`Seehofers Aussage: Der Islam gehört nicht zu Deutschland

Wenn man seinen Satz einfach so liest, wie er da steht und dann aus dem Blickwinkel der Geschichte auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft - ohne all unser Wissen um Herrn Seehofer, die CSU, usw. das da in unserem Kopf sich sofort zu Wort meldet, dann hat der Mann nichts Falsches gesagt. Der Islam gehört nicht zu unserer deutschen Geschichte wie etwa der jüdische Glaube.

Wenn ich versuche, Seehofers nachfolgenden Satz korrekter, im Sinne von Merkel oder Wulff, zu formulieren, würde ich so sagen: Der Koran gehört mittlerweile zu Deutschland, weil dieses Land mittlerweile auch vom Koran geprägt ist.

Dann stimmt das und stimmt wiederum nicht. Vom Islam geprägt ist er durch Moscheen, die wir sehen, wenn wir sie sehen wollen, von türkischen, pakistanischen, syrischen, iranischen Geschäften und Gaststätten, die wir gerne besuchen, weil es uns da schmeckt. Geprägt von Menschen, die ein Kopftuch tragen und türkisch oder arabisch aussehen und auch eine andere Sprache sprechen, wenn sie miteinander kommunizieren. Zu unserer Lebensumgebung gehört der Islam. Doch wie sieht es mit dem, was in den Köpfen passiert aus? Akzeptieren wir das Andersdenken, Andersleben, akzeptieren Muslims unser Denken und unsere Lebensweise?

 
Der Koran ist eine Religion, jeder darf hier frei seine Religion ausüben so wie die Zeugen Jehovas, die Methodisten, Buddhisten, Atheisten (Religion? naja, irgendwie auch), aber gehört es zum Demokratieverständnis von uns hier, dass unsere Priester und Pfarrer entscheiden, wann wir beten und was wir beten? Welche Politiker wir wählen, wen wir ehelichen, was wir essen, wie wir uns kleiden? Und kommst du nicht in Gottes Haus, bist du kein guter Moslem?

Das hat nichts mit den Grundrechten des Menschen hier zu tun. Das hat mittlerweile – zumeist – auch die katholische Kirche akzeptiert. Und ich hoffe, das ändert sich hier nie. Den eigenen Glauben für sich selbst zu leben und auf seine persönliche Art zu interpretieren, die Auslegung nicht von der Glaubensgemeinschaft bestimmen zu lassen, nicht vom religiös-sozial geprägten Umfeld ob Fehlverhaltens ausgestoßen zu werden - das ist mein Verständnis von Freiheit, die ein wahrhaftiges freies Land den Bürgern erlaubt. Deutschland gewährt das und ich finde, das ist eine großartige Sache. Das ist ein Ding, worauf ich hier in Deutschland stolz bin.

Bin ich AfD-Anhänger und Populist? Dass hier dieses Wort als “Wertbegriff” so gerne von den Meinungsmachern benutzt wird, dafür schäme ich mich übrigens in diesem Land.

Also … nicht alles ist gut hier und wird korrekt transportiert, aber dass wir frei unseren Glauben und Unglauben leben können, ich wiederhole mich, ist eines der wenigen Dingen, auf die ich als Bürger dieses Land stolz bin. Dass wir die Kirche zwangen, sich zu evolutionieren, ist eine große Errungenschaft.

Wir sind frei, im Islam wird der Gläubige gezwungen, heute noch nach Regeln, die im 7. Jahrhundert aufgestellt wurden, zu leben. Und da will ich sagen: Der Islam gehört inzwischen zu Deutschland so wie die Bratwurst, der Döner, der Hamburger und Pizza und Pasta. Aber eine islamische Lebensweise gehört in keinster Weise zum Verständnis, wie wir hier leben wollen. Religion ist und soll auch immer eine private Sache bleiben. Menschen, die einem anderen Glauben nachgehen, sehen wir nicht als Ungläubige, sondern als Menschen, die an etwas anderes glauben, und ist die Freiheit des Glaubens in diesem Land nicht sowohl in der Verfassung als auch in unseren Köpfen  festgeschrieben?

Ich erlebe den Islam oft, wenn ich versuche, Menschen Deutsch beizubringen. Da sind die, die nichts ändern wollen am Gebaren ihres Glaubens, da sind aber auch viel mehr, die Fragen stellen, weil sie hier leben und wunderbare Ungläubige kennenlernen, die Dinge sagen, die sie schon längst dachten, doch nie jemandem gesagt haben. Ich denke mir, auch die Menschen, die an den Islam glauben, sind wunderbare Menschen wie wir und fast alle von ihnen wissen, hier muss ich, hier darf ich anders denken und meinen Glauben aktualisieren, das Mittelalter verlassen und ein freier Mensch werden. Mit meinem Gott im Herzen, doch der gibt mir meine persönliche Freiheit, in seinem Sinn zu leben.

Zurück zur strittigen Aussage des Bayern und ich sage ebenso: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Er gehört noch nicht zu Deutschland. Er ist zwar eine real existierende Tatsache hier, doch es braucht noch einige oder auch ein wenig mehr Zeit, bis auch er Bestandteil unserer Kultur wie der Döner geworden ist. Der ist integriert, die Pizza ist integriert, wenn sie auch ganz anders wie in Italien schmeckt.

Geben wir unseren neuen Mitbürgern eine Chance, geben wir ihnen Zeit zum Denken und entscheiden, lassen wir sie ihren Glauben leben, feinden wir sie nicht an, doch sagen wir ihnen auch, welche Werte wir hier leben, etwa: “Lieber Herr X aus Afghanistan, deine Tochter, die hier großgeworden ist, wählt sich selbst einen Mann und sollte es ein Deutscher sein und du kannst das nicht akzeptieren … mach eine Therapie, sie wird hier bezahlt.

Admin - 12:05:25 @ Geschichte | Kommentar hinzufügen

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