Paul Krieger

Tex und Sprache

Zum Dichter



Das Leben werde ich in Zügen genießen. Ob die voll sind oder nicht, weiß ich natürlich nicht (ebensowenig hoff´ ich´s - wegen der Sitzplätze), aber auf jedem Fall bleibt ihm die Bewegung.

Nun hab schon viel an und in Zügen genossen, manchmal ging die Fahrt durch langscheinende dunkle Tunnel, meist aber gefielen mir Landschaften und die Menschen, die ich traf, und das stillte so oft meinen Durst. Komm ich einmal ans Ende der Reise, werde ich sagen: Wie reich ich doch bin.

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Siebenundneunzigste Prüfung
Was man am Telefon nicht hört
Eingeladen am Tisch mit Fünfen.
Ticktack
Un sonetto, dopo il film Last Laugh
Der Baum und die Geschichten
Die Bank
Kirschblüten
What old poets should do when they voyeur the world
Öffne die Tür, auch wenn das Blau gefährlich scheint



27.01.2019

Ein Sonett, ganz frisch, das ich für meine Liebste schrieb, die gerade ein Gebirge überwinden muss und will. Ist es bereits fertig?

Siebenundneunzigste Prüfung

Mein Herz, siehst du die Berge ohne Grün?
Da musst du nun hinauf, um ins Tal
zu schauen, wo du nicht länger frierst
und gerne zu diesem Himmel hochschaust.

Das macht Angst und in den Beinen spürst
du Kälte und dein Herz weiß nicht
wie es diesen Weg wohl gehen können
wird. Auch ich weiß nicht, wie das zu

schaffen ist. Doch ich werde deinen
Rucksack tragen, wird er dir zu schwer.
Massieren und dich schultern werde ich.
Ja, ich habe große Angst um dich.

Hinter ungestümen Bergen wartet
stets ein Tal, das weißt du und auch ich.



22.01.2019

Was man am Telefon nicht hört

Was mir das Blut so böse in den Kopf treibt:

"Was liegt an?"

"Die Frau im dritten Bett, Zimmer 2013, wird es wahrscheinlich nicht mehr packen."

Die Nachtschwester seufzt, denkt, Scheißnacht heut Nacht, nichts mit Ruhe.

Und starrt missmutig auf den weißen Kittelrücken da vor ihr, der am Telefon ungeduldig erklärt:

Nein, machen Sie sich keine Sorgen. Bedrohlich ja, aber keine Lebensgefahr. Bleiben Sie ruhig daheim.



19.01.2019

Eingeladen

Eingeladen am Tisch mit Fünfen.

Manche da sind so persönlich wie
Kochrezepte. Geben ob des Geschmacks
das von ihnen benutzte Gewürz und
dessen Menge preis denn es schmeckt ja ganz
tatsächlich ganz vortrefflich wunderbar.

Manche sagen gar nichts, nicken ja,
zu allem was man sagt. Man fühlt sich gut.
Sucht Verständnis drum, dass mancher beim
Erklären so komisch seine Augen stellt und das
Weiße dort in deine Augen dreht.
Du siehst, du fragst, warum deine
Angst einfach nicht zur Ruhe gehen will

Mancher legt auf deine Hand die seine.



13.01.2019

Tiktak

Die Zeiger der Uhren ticken nicht mehr,
was ja fein ist, denn das Ticken störte
beim Schlafengehen und auch in der
Nacht zählte Ticken uns aus dem Traum.

Doch was ist geschehen? Nun ticken
wir und begeben uns zur Therapie.

Tick tack hielt uns Menschen seit
drei Jahrhunderten vom Schlafen ab.
Wir fluchten weit und laut weil uns die
Nacht als Feind so endlos oft erschien

Tick Tack Tak Tik im Kopf geschrieben.
Und takt und tickt es nicht mehr
wissen wir um unser komisch Ticken.

Ach krähte doch irgendwo ein Hahn!



Januar 2019

Un sonetto, dopo il film Last Laugh

Non c´ è fuga, non si puo fuggir
Puoi domandare un baccio che
ti viene dato e ti chiedo
sempré come mai quella te lo da

Non puoi scappare e lasciare lo
che senti qua e la e al di la
e questa signora che dice al
registratore di cassa del

supermercato lasci questo
giovanotto pagare prima di
me visto che ha poche cose
da pagare E lei mi guarda

ed io (non) mi meraviglio
So dei tempi e so di me


 






Der Baum und die Geschichten

Mein Herz, siehst du den Baum,
der da steht, erinnerst du dich,
als wir ihn uns zuerst besahen?

Strichst über seine Rinde. Weit warst du.
Ich fragte dich, was ist los mit dir.
Du sagst, so viele Geschichten da.

Ich sah dich an. Erzähl, bat ich dich.
Und du hast gelächelt, du wurdest ernst.
Viel hast du berichtet und ich hörte zu,
wie du mir die Furchen dort erklärtest.

Ich nahm dich dann in meine Arme.
Da steht der Baum. Jeden Tag steht er da.
Schau hin, seine Rinde wächst noch fort
und deine Hände nahm ich dort am Baum.




Bevor man zu lesen beginnt, setzt man sich am besten hin. Vielleicht auf eine Bank, die auf einen Fluss schauen lässt?

Eine Bank ist eine Bank oder etwa nicht?
Sie ist aus Holz, nicht aus Geld,
steht am Fluss und ist so weise.
Drum schweigt sie, kommt Besuch.

Dezent schaut sie zum Wasser hin
und konzentriert sich auf das Rauschen.

Alles im Fluss. Alles fließt dahin,
vor ihr, über ihr, hinter ihr,
die Bank steht mittendrin
und ist doch draußen,                     

wir beide saßen nie auf ihrem Holz bis heute.
Alles im Fluss, weiß die Bank,
wenn wir uns niedersetzen.

Dann nehme ich,
wie jeder Mann,   
das rote Taschenmesser
und ritze unsere Namen ein.
Und auch ein Jahresdatum.

Da seufzt die Bank, wir schauen uns
betreten an und wissen, was zu tun.
Gemeinsam schwitzen wir, hören
unser Herz gewaltig rasen, doch es gelingt
und schon schwimmt und winkt die Bank im Fluss.

Warm und wohl ist´s uns da im Ufergras
zufrieden schauen wir uns an.



Kirschblüten und der Sommer /bewundert / verweht

Zwei Haiku


1.
Jetzt sind sie da
vor meinen Füßen
Auch morgen weht wieder weit der Wind


2.
Morgen gehe ich
voller Sehnsucht
dahin
Und umarme
den Kirschbaum
der dort ist





 

What old poets should do when they voyeur the world


 

An old poet should not talk of a young poet
who, actually, is a beautiful young woman,
cause then everyone would see torn teeth
still sharp and ready to go for the prey.

An old poet should not think of a young poet
whose lines he has never read before
cause what for has he been fighting
year after year being happy to be still here
with two arms, two legs and a beating heart?

An old poet should stop drinking the light
from the young poet´s eyes. He should
sit down, write about the sun, the night,
he should remember the seasons,
then he should make up his mind.

That´s what fucking old poets are supposed to do
Instead of writing never ending poems
to young poets so beautiful.


Öffne die Tür, auch wenn das Blau gefährlich scheint

Die Tür scheint blau. Ganz bunt in Blau.
Wenn ich sie öffne, genieße ich,
ganz gewiss. Kein Schatten scheint mir dort,
das fühle ich, drum drücke ich sie auf.

Ich bin im Raum nun hinter dieser Tür

und bin vom Blau umfangen. Das spricht
so klar und nah und wahr. Die Worte
wirbeln wild, bevor sie auf der Haut

sich niederlassen, sich dort festgraben,
um dann recht weit dahin zu walten.
Am Ziel! Und zufrieden lauschen sie
dem Kopf, in dem sie fortan nisten.

Wie viele Babys schlüpfen da wohl bald,
werden weit in mein Blau wohl fliegen.





 

 
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